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Das X-Degree Compatibility (XDC)-Modell ermittelt die Klimawirkung eines Unternehmens, Gebäudes oder Portfolios in einer einfachen Grad Celsius Zahl.

Es beantwortet die Frage: Um wieviel Grad würde sich das Klima erwärmen, wenn die gesamte Welt die gleiche Klima-Performance hätte wie die betrachtete wirtschaftliche Einheit?

XDC-Modell: Zusammenfassung

Das Ergebnis des XDC-Modells gibt an, um wieviel °C sich die Erde bis 2100 erwärmen würde, wenn die Welt dieselbe Klimaperformance hätte, wie das betrachtete Unternehmen.

Dazu werden in einem ersten Schritt die Emissionen des Unternehmens ins Verhältnis zu dessen wirtschaftlicher Leistung gesetzt. Die resultierende ökonomische Emissionsintensität wird dann mit einem sektorspezifischen 1,5°C-Zielwert verglichen, woraus die Klimaperformance des Unternehmens abgeleitet wird. Die Klimaperformance wird auf die Welt übertragen, um mittels eines Klimamodells die resultierende Erderwärmung in °C zu ermitteln.

 

Das XDC-Modell erlaubt es, Unternehmen unter verschiedenen Zukunftsszenarien zu betrachten. Zu den wichtigsten Szenarien gehören: Ein konservatives Szenario, in dem das Unternehmen keine Emissionen reduziert (Baseline XDC) und ein optimistisches Szenario, in dem Unternehmen selbst gesetzte Klimaziele erfolgreich umsetzen (Szenario XDC).

Hat ein Unternehmen z.B. eine Baseline XDC von 3,4°C und eine Szenario XDC von 1,6°C dann bedeutet das, dass das Unternehmen im Status Quo zu einer Erderwärmung von 3,4°C beiträgt. Wenn es jedoch seine Emissionen entlang der eigenen Ziele reduziert, kommt es mit 1,6°C fast auf 1,5°C-Kurs.

XDC-Modell: Methodik

Die Baseline XDC wird in 6 Schritten berechnet:

 

  1. Die Scope 1-3 Emissionen des Unternehmens im Basisjahr werden ins Verhältnis zur Bruttowertschöpfung (BWS) des Unternehmens gesetzt. Die BWS ist die Summe aus EBITDA und Personalkosten und bildet das unternehmensspezifische Äquivalent zum Bruttoinlandsprodukt ab. Im ersten Schritt wird also berechnet, wie viele Emissionen ein Unternehmen für seine wirtschaftliche Leistung benötigt.
  2. Die Emissionsintensität wird dann entlang der konservativen Annahme in die Zukunft geschrieben, dass das Unternehmen keine Anstrengungen macht, seine Emissionen zu reduzieren.
  3. Daraufhin wird das Unternehmen einem Sektor zugeordnet, sodass ein sektorspezifischer Pfad für das Unternehmen berechnet werden kann, der das jährliche 1,5°C-konforme Emissionsbudget für das Unternehmen angibt.
  4. In einem vierten Schritt wird dann die Klimaperformance berechnet. Vereinfacht ausgedrückt, sagt sie aus, um wieviel Prozent das Unternehmen jedes Jahr sein 1,5°C-Emissionsbudget über- oder unterschreitet.
  5. Diese Klimaperformance wird auf die Welt übertragen, sodass eine absolute Menge an jährlichen Emissionen berechnet wird, die global entstehen würde, wenn die Welt dieselbe Klimaperformance hätte, wie das betrachtete Unternehmen.
  6. Diese Menge an Emissionen wird zum Schluss der XDC-Berechnung in ein Klimamodell eingegeben, das uns die abstrakten Emissionen in eine einfach verständliche °C-Zahl übersetzt.

 

Die Szenario XDC ist eine leichte Abwandlung der Baseline XDC: Wenn wir wissen wollen, wie der Beitrag des Unternehmens zur Erderwärmung wäre, wenn es sein Klimaziel erreichen würde, dann ändern wir lediglich die Fortschreibung der Emissionsintensität ab dem Basisjahr aus dem Schritt 2 der XDC Berechnung: Die Emissionsintensität wird dann nicht mehr entlang der konservativen Annahme fortgeschrieben, dass das Unternehmen keine Emissionen reduziert, sondern entlang der optimistischen Annahme, dass es Emissionen entlang seines Klimaziels reduziert. Das führt dazu, dass sich die Klimaperformance des Unternehmens verbessert und weniger Emissionen in die Atmosphäre gelangen würden. Natürlich ist dann auch die resultierende Erderwärmung geringer.

 

Für alle Schritte der XDC-Berechnung nutzen wir von der Wissenschaft bereitgestellte Annahmen, Szenarien und Modelle. Hier die wichtigsten Nachweise:

 

  • In der Baseline XDC schreiben wir die Emissionsintensität nach den Annahmen des Shared Socioeconomic Pathway 2 Szenarios der IIASA fort.
  • Die 1,5°C-konformen Emissionsreduktionspfade leiten wir entweder aus dem Net-Zero Emissions 2050 Szenario der Internationalen Energieagentur (IEA), dem One Earth Climate Modell (OECM) oder aus den Szenarien des Network for Greening the Financial System (NGFS) ab.
  • Die Sektorzuteilung erfolgt nach dem Wirtschaftszweigeklassifikationssystem NACE.
  • Das Finite Amplitude Impulse Response (FaIR) Klimamodell übersetzt uns die Emissionen in eine °C-Zahl.

 

Die grundlegende Methodik ist peer-reviewed und wurde 2021 als Open Source Anwendung veröffentlicht. Seit 2019 ist sie durch unser Projekt right. open für die Wissenschaft frei zugänglich und bereits Teil zahlreicher Forschungsarbeiten. Mehr Informationen zum XDC-Modell gibt es auf unserer XDC-Academy unter https://xdc-academy.right-basedonscience.de  

XDC-Modell: Immobilien & Staaten

Mit dem XDC-Modell kann auch die Klimawirkung von Immobilien und Staaten berechnet werden. Die Berechnung erfolgt analog der XDC-Berechnung von Unternehmen mit dem Unterschied, dass für Immobilien die Emissionsintensität als Emissionen/m2 Nutzfläche und für Staatsanleihen die Emissionsintensität als Emissionen/Kopf definiert ist.