- Vonovia, GLS Bank, d-fine und right. based on science gehen Entwicklungspartnerschaft ein
- Ziel: IT-System zur Analyse der Klimawirkung von Immobilien und Portfolios – in °C
- Integration klimarelevanter Kennzahlen sowie energetisch-technischer und ökonomischer Indikatoren bei der Steuerung von Quartieren und Immobilienportfolios
Frankfurt / Bochum, den 17. Februar 2021 – In einer branchenübergreifenden Entwicklungspartnerschaft erarbeiten das Wohnungsunternehmen Vonovia, die sozial-ökologische GLS Bank, das Beratungsunternehmen d-fine und der Klimametrik-Anbieter right. based on science eine Softwarelösung zur Klimawirkungsmessung von Immobilien und Immobilienportfolios. Die Software wird die ökonomischen und ökologischen Aspekte der Dekarbonisierung in einer greifbaren und aussagekräftigen °C-Zahl vereinen, der X-Degree Compatibility (XDC).
Paris-konforme Immobilien-Entwicklung
Im Jahr 2019 verursachte die Immobilienbranche rund 38 Prozent der Emissionen weltweit. Obwohl Treibhausgas-Emissionen jährlich um sechs Prozent sinken müssten, um das Ziel des Pariser Klimavertrags einzuhalten, steigen sie im Gebäudesektor weiter an.(1) Zugleich birgt der Klimawandel erhebliche finanzielle Risiken für die Branche. „Die Partnerschaft soll uns helfen, die kommunizierten Klimaziele von Vonovia operativ umzusetzen. Die hier eingesetzte Software bringt uns in Sachen Transparenz und Nachvollziehbarkeit unserer Maßnahmen ein großes Stück weiter. Jede Sanierung oder jegliche Nutzung erneuerbarer Energien wird zukünftig messbar und für jedermann erfahrbar sein“, erläutert Dr. Lars Dittmann, Abteilungsleiter Klimaneutraler Gebäudebestand der Vonovia SE. Die Software soll die Paris-konforme Portfoliosteuerung und Ausarbeitung temperatur-optimierter Sanierungspläne erleichtern.
Die GLS Bank sieht es als unerlässlich an, dass der Klimaschutz bei Gebäuden eine zentrale Rolle bekommt. Dafür werden neue Konzepte benötigt. „Der XDC-Wert drückt direkt den Beitrag zur Erderwärmung aus“, erklärt Dr.-Ing. Matthias Morgenstern, Leiter Nachhaltige Immobilien und F+E bei der GLS Immowert. „Das hat den Charme, die komplexen Zusammenhänge von Gebäudeemissionen und Klimaerwärmung in eine leicht verständliche Metrik zu überführen. So können wir Klimaschutz direkt in Beratung und Finanzierung von Immobilien berücksichtigen. Das macht Sinn.“
Branchenübergreifender Stakeholder Council
Nach dem Prinzip des Rapid Prototyping soll eine Basisversion der Software noch im 1. Quartal 2021 einem branchenübergreifenden Stakeholder Council vorgestellt werden, zu dem bereits die Hannoversche Kassen, die Initiative Architects for Future, eine staatliche sowie eine private Pensionskasse und ein führender Energieversorger gehören. Durch den strukturierten Austausch mit dem Stakeholder Council wird die Software eng entlang der praxisrelevanten Anforderungen umgesetzt. „Die technische Lösung wird agil und transparent entwickelt und ermöglicht so sämtlichen Stakeholdern einen differenzierten Blick auf Immobilienportfolios. Dies umfasst neben der Emissionbilanzierung auch die objektive Bewertung von Klimawirksamkeit in Bezug auf energetische Modernisierungen und Energieversorgungskonzepte“, betont Dr. Magnus Wobben, Geschäftsführer bei d-fine, die in diesem Projekt vor allem Datenauswertung, Modellentwicklung und technische Umsetzung verantworten.
Klimawirkung in °C
Das methodische Fundament für die Analyse der Klimawirkung von Gebäuden kommt vom Frankfurter Unternehmen right. based on science. Mit dem X-Degree Compatibility (XDC) Modell hat right. eine wissenschaftsbasierte Methodik entwickelt, um den Beitrag einer wirtschaftlichen Einheit zur globalen Erwärmung zu errechnen. Die Kalkulationsergebnisse werden greifbar in Grad Celsius ausgedrückt.
Hannah Helmke, Geschäftsführerin von right. based on science erklärt: „Wenn wir über den Klimawandel sprechen, sind abstrakte Werte wie Tonnen CO2-Äquivalente eher erschlagend. Mit Grad Celsius haben wir hingegen eine einfache Steuerungsgröße an der Hand, die intuitiv verständlich ist und mobilisiert.“
Im Rahmen des Pilotprojektes wird das XDC Modell weiterentwickelt, um auch das Temperature Alignment einzelner Gebäude sowie ganzer Immobilien-Portfolios zu berechnen. Über die Software werden diese Ergebnisse anwenderfreundlich zugänglich gemacht und erleichtern die Identifikation von Gebäuden, die nicht Paris-konform sind, sowie die Entwicklung von Paris-Sanierungsplänen. „In Zukunft werden Investoren, Käufer und Kreditgeber entscheiden können, ob sie lieber in eine 3°C-Immobilie oder in eine 1,5°C-Immobilie investieren. Das bringt die Transparenz und Dynamik in die Transition, die wir jetzt brauchen“, so Helmke weiter.
(1) Quelle: Internationale Energieagentur 2020.