whatif-Interview: Markus Wambach, MHP – A PORSCHE COMPANY

Perspektive auf die Digitalisierung zum Erreichen von Klimazielen.

Als Digitalisierungspionier in den Sektoren Mobility und Manufacturing überträgt MHP seine Expertise in unterschiedlichste Branchen und ist der Premium-Partner für Thought Leader auf dem Weg in ein Better Tomorrow.

Im Jahr 2025 ist MHP – A Porsche Company Partner von #whatif? Group COO Markus Wambach teilt im Interview mit uns seine Perspektive auf die Digitalisierung zum Erreichen von Klimazielen und welche Impulse er von #whatif für die deutsche Wirtschaft erwartet.

Die Fragen stellt Hannah Helmke (LinkedIn), Mitgründerin und CEO des Frankfurter Climate‑Techs right°. Das mehrfach ausgezeichnete Unternehmen entwickelte das X‑Degree‑Compatibility‑Modell (XDC) und bietet damit Pionierarbeit für wissenschaftsbasierte Klimametriken, die Unternehmen ihren Temperaturpfad in Grad Celsius aufzeigen. Mehr Einblicke: Was ist das XDC-Modell?

 

Was wäre, wenn die DAX-Familie ihre kommunizierten Klimaziele erreichen würde?

Wenn alle DAX Unternehmen ihre Klimaziele erreichen, würde sich das rechnerische Emissionsprofil der deutschen Wirtschaft nachhaltig verschieben: Wir würden möglicherweise die 1,5 °C-Grenze deutlich wahrscheinlicher einhalten, darüber hinaus aber auch Innovationen in Kreislaufwirtschaft, erneuerbaren Energien und CO₂-negativen Technologien massiv beschleunigen. Ich sehe darin einen doppelten Hebel: Wer auf ökologische Stabilität setzt, baut nicht nur zukunftsfähige Geschäftsmodelle, sondern profitiert auch operativ – durch mehr Effizienz, geringere Kosten und eine stärkere Marktposition.

Die Darstellung in °C statt in Tonnen CO₂ ist tatsächlich disruptiv.

Mit dem whatif? Report präsentieren wir die Klimawirkung der DAX-Familie direkt in °C – das ist für jedermann intuitiv verständlich. Ein Gamechanger für die Kommunikation der Klimatransition?

Die Darstellung in °C statt in Tonnen CO₂ ist tatsächlich disruptiv: Es ist der Versuch, das globale Ziel in einer Sprache zu formulieren, die mehr Menschen intuitiv verstehen. Die Chancen stehen höher, dass dieser Shift in der Darstellung die Einstiegshürden in Dialoge mit Stakeholdern, Medien und Mitarbeitenden senkt. Im operativen Geschäft kann diese rechnerische Umstellung zudem eine klare Priorisierung von Maßnahmen nach sich ziehen, weil Investitionen direkt am kommunizierten Temperaturpfad gemessen werden können – ein effektiver Treiber für interne und externe Accountability.

 

Der whatif? Report 2024 hat gezeigt, dass sich die DAX40-Unternehmen auf den Weg gemacht haben, ihr Geschäftsmodell an das 1.5°C-Ziel anzupassen. Es gibt viele gute Ideen – Pilotprojekte müssen nun aber skalieren, um echten Impact zu generieren. Wie können digitale Lösungen helfen, Nachhaltigkeitsinitiativen über die Pilotphase hinaus spürbar zu skalieren – insbesondere im Hinblick auf die ambitionierten CSRD-Anforderungen und das 1,5°C-Ziel?

Digitale Plattformen und Cloud-Ökosysteme erlauben es, erfolgreiche Piloten in Echtzeit zu replizieren und zu optimieren. Durch modulare Architektur lässt sich etwa eine emissionsoptimierte Lieferkettensteuerung oder ein KI-basiertes Energiemanagement schnell auf weitere Standorte ausrollen. Gleichzeitig unterstützen Low Code-Tools die rasche Integration von CSRD-Reporting-Daten in bestehende ERP-Systeme, sodass ESG- und Finanzdaten nahtlos zusammenlaufen und echte Impact-Ketten sichtbar werden.

 

Wie können digitale Lösungen mit den Sorgen ungenauer Daten helfen? Welche Best Practices empfehlen Sie, um eine valide und prüfungssichere Datenbasis (Scope 1–3) zu schaffen?

Eines ist klar: Daten sind die Grundlage, um nahezu jede Zukunftstechnologie sinnvoll einzusetzen und ihre jeweiligen Potenziale auszuschöpfen. Ungenaue Emissionsdaten entstehen häufig aus der Vielfalt unterschiedlicher Datenquellen und manueller Datenerfassungsprozesse, was zu Unsicherheiten und Inkonsistenzen führt. Um dem entgegenzuwirken, setzen wir auf ein umfassendes Daten‑Governance‑Framework, das klare Verantwortlichkeiten festlegt und somit die Grundlage für eine valide und prüfungssichere Datenbasis schafft. Parallel dazu nutzen wir automatisierte Datenerfassung über IoT‑Sensorik und Edge‑Computing, um Emissionen der Bereiche Scope 1 bis 3 in Echtzeit zu erfassen. Insbesondere die Integration von Lieferantendaten, etwa über Plattformen wie Catena‑X, stellt sicher, dass die gesamte Wertschöpfungskette transparent erfasst wird. Ein weiterer zentraler Baustein sind datengestützte Audit Trails, die jede einzelne Datenänderung revisionssicher dokumentieren und somit eine belastbare Basis sowohl für interne als auch externe Prüfungen gewährleisten. Darüber hinaus ermöglichen szenariobasierte CO₂‑Steuerungen in Abhängigkeit von der Geschäftsentwicklung inklusive Forecasting auf Basis von Produktionsdaten eine proaktive und datengetriebene Optimierung von Emissionen und Kosten, die sich stets an der realen Geschäftslage orientiert. Dadurch entsteht maximale Transparenz, eine klare Priorisierung und eine messbare Steuerbarkeit von Daten.

 

Das XDC-Modell übersetzt Emissionen in °C-Zahlen und deckt die Lücke zu 1,5°C auf. Wie bewerten Sie den Wertbeitrag des praktischen Einsatzes von XDC in realen Kundenprojekten? Und wie verankern Sie XDC-Ergebnisse in die strategische Roadmap Ihrer Klienten, damit es nicht bloß beim Reporting bleibt?

In Kundenprojekten ermöglicht das XDC‑Modell eine pragmatische Strategie und wirkliche Integration in Business‑Prozesse durch die CO₂‑Budget‑Logik, indem es Maßnahmen gezielt nach ihrem konkreten Temperatureffekt priorisiert und so sicherstellt, dass Investitionen dort ansetzen, wo sie den größten Hebel für die Reduktion haben. Gleichzeitig wird das XDC‑Modell in strategische Roadmaps eingebunden, indem relevante KPIs verknüpft werden – etwa über eine XDC‑Pro‑Kopf‑Reduktion –, sodass gesetzte Ziele und Unternehmenskennzahlen Hand in Hand gehen. Ein fortlaufendes Monitoring per Dashboard gewährleistet, dass das Management jeden Fortschritt oder Rückschritt unmittelbar erkennt und bei Bedarf umsteuert. Auf diese Weise entwickelt sich XDC mehr als ein reines Reporting‑Instrument: Es wird zu einem operativen Steuerungselement, das Dekarbonisierung planbar macht und fest in den täglichen Geschäftsablauf integriert.

 

Ein 1,5°C-Pfad hängt stark von der Branchenzugehörigkeit ab. In welchen Branchen – etwa Automotive, Manufacturing oder Financial Services – sehen Sie die größten Hebel für digitale Klimainitiativen? Und wie gehen Sie in puncto Beratung individuell auf diese unterschiedlich anspruchsvollen Sektoren ein?

Die größten Hebel für digitale Klimainitiativen liegen im Automotive‑ und Manufacturing‑Bereich, wo vernetzte Fertigung, Predictive Maintenance und digitale Zwillinge Energie‑ und Materialeffizienz deutlich steigern, sowie im Finanzsektor, in dem KI‑gestützte Portfolioanalysen klimabezogene Risiken und Chancen transparent machen. Unsere Beratung beginnt mit einer präzisen Analyse der realwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um branchenspezifische Potenziale zu erkennen. Im Automotive‑Umfeld setzen wir auf Shopfloor‑Integration, in der Produktion auf Digital‑Twin‑Plattformen und im Finanzsektor auf Taxonomie‑Compliance und ESG‑Datenintegration. So stellen wir sicher, dass digitale Lösungen nicht nur strategisch, sondern auch operativ wirksam und messbar sind.

Veränderung gelingt nur, wenn alle an Bord sind.

Der whatif? Report 2024 hat bestätigt, dass das Erreichen von Klimazielen tiefergreifende organisatorische Transformation braucht. Wie begegnen Sie den Menschen auf persönlicher Ebene, damit Klimaziele nicht als Zwang wahrgenommen werden? Welche Methoden wenden Sie an, um Führungskräfte und Mitarbeiter:innen für digitale Innovationen und nachhaltige Veränderungen wirklich zu begeistern?

Veränderung gelingt nur, wenn alle an Bord sind. Gemeinsam mit Führungskräften und Mitarbeitenden entwickeln wir eine klare Vision und verbinden diese mit messbaren, greifbaren Ergebnissen. Dabei ist es wie immer entscheidend, die Menschen mitzunehmen: Wir fördern offene Kommunikation, bauen Silos ab und zeigen mit digitalen Tools wie beispielsweise der XDC-Kennzahl, wie Nachhaltigkeitsziele und Finanzkennzahlen miteinander verknüpft werden können – und teilweise nach entsprechender Gesetzgebung auch müssen. Das macht Transformation nicht nur verständlich, sondern auch umsetzbar. Durch interaktive Formate und schnelle, vor allem auch wirtschaftliche Erfolge schaffen wir Begeisterung und Motivation. Unser Ziel ist es, eine Kultur zu etablieren, in der nachhaltige Innovationen als Treiber von Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit wahrgenommen werden.

 

Die CSRD wird als möglicher „Gamechanger“ gesehen. Sehen Sie in Ihren Projekten, dass die neue Berichtspflicht eher als Bürokratie-Bremse empfunden wird – oder erkennen Unternehmen darin eine Chance für tiefgreifende Geschäftsmodell- und Digitalisierungs-Reformen? 

In vielen Projekten erlebe ich beides: Die Pflicht zu umfangreichen Offenlegungen erhöht den Formalisierungsaufwand und zieht Prozesse und Abstimmungen weiter in die Länge. Durch intelligent eingesetzte Digitalisierungslösungen kann man dies aber mindestens wieder neutralisieren – wenn nicht gar deutlich in der Effizienz steigern. Der Schlüssel liegt im Umgang mit den steigenden Anforderungen: Unternehmen, die die CSRD als Startpunkt für strategische Digitalisierungsinitiativen begreifen – etwa automatisiertes Emissions-Reporting oder KI-gestützte Szenarioanalysen – verschaffen sich mittelfristig einen nachhaltigen Vorsprung. Denn klar ist: Weniger Berichtspflichten wird es auf EU-Ebene wohl leider eher nicht geben.

 

Der Handlungsdruck zur Dekarbonisierung wächst mit dem zunehmenden Klimawandel rapide. Versicherungen fürchten, dass die Zukunft nicht mehr versicherbar sein könnte, was dem Kapitalismus das Fundament entzieht. Wo liegt das nächste „unerforschte Terrain“?  Welche Technologien oder Methoden erachten Sie als Schlüssel, um 1,5°C machbar zu halten? In welche Bereiche investieren Sie selbst, um Vorreiter zu bleiben und nicht nur den Trend zu verfolgen? 

Das nächste „unerforschte Terrain“ liegt für uns klar im Bereich der CO2-Datenplattformen. Mit unserem eigenen CO2-Steuerungstool bieten wir eine Lösung, die sich nahtlos in die IT-Architektur unserer Kunden integriert und alle relevanten Unternehmensdaten einbezieht. Nur durch eine solch umfassende Datengrundlage können Unternehmen ihre Emissionen effektiv und effizient steuern und gezielt Maßnahmen zur Dekarbonisierung ergreifen. Der Schlüssel, um das 1,5-Grad-Ziel erreichbar zu halten, liegt in den richtigen Tools und Methoden – und im Willen, langfristig erfolgreich zu sein. Nachhaltigkeit und Digitalisierung spielen dabei eine zentrale Rolle als Enabler. Sie ermöglichen nicht nur eine Reduktion von Komplexität, sondern schaffen auch die Grundlage für eine präzise Steuerung und Entscheidungsfindung.

Bei MHP investieren wir gezielt in Technologien, die diesen Wandel unterstützen, und entwickeln Lösungen, die über bloßes Trendfolgen hinausgehen. Unser Ziel ist es, Vorreiter zu sein – durch innovative Tools, die unsere Kunden auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung effektiv unterstützen, und durch strategische Partnerschaften, die nachhaltigen Fortschritt ermöglichen.

 

MHP – A PORSCHE COMPANY ist #whatif Partner 2025 und XDC Direct Access Member.

 

Zu #whatif 2025 und zum Profil von MHP bei XDC Direct Access.

 

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