Europas Banken verpassen Pariser Klimaziele

Kreditportfolios auf 3,7°C-Kurs, Europas Banken verpassen Pariser Klimaziele

  • Durchschnittliche Klimawirkung bei 3,7°C
  • Energiesektor mit 4,8°C größte Klimawirkung
  • Klimawirkung wird zum Risiko für Banken

 

Frankfurt am Main, 15.11.2023 – Das mehrfach ausgezeichnete Softwareunternehmen right° und Mitarbeiter der European Banking Authority (EBA) haben im Rahmen eines Pilotprojekts die Klimawirkung der Kreditportfolios europäischer Banken in Grad Celsius untersucht und in einem sogenannten EBA Staff Paper veröffentlicht. Ein Staff Paper bietet EBA-Mitarbeitern eine Plattform zur Verbreitung von Forschungsergebnissen und thematischen Analysen an eine breitere Öffentlichkeit. Ziel der ausgewählten Studien rund um Finanzregulierung, Finanzaufsichtspolitik und allgemeinen rechtlichen Fragen ist es öffentliche Debatten anzuregen.

Im Rahmen des Projekts wurden mittels des eigens entwickelten X-Degree Compatibility (XDC) Modells von right° mehr als 250.000 Unternehmenskredite mit einem Gesamtvolumen von 1,411 Billionen Euro von 29 ausgewählten europäischen Kreditinstituten, die stellvertretend für 50 % der gesamteuropäischen Bankassets stehen, analysiert. Im Ergebnis wiesen die gewerblichen Kreditportfolios der Banken eine Klimawirkung zwischen 3,0 und 4,6°C auf. Damit verfehlten sie das Pariser Klimaziel von einer angestrebten Erderwärmung von deutlich unter 2°C bzw. möglichst unter 1,5°C signifikant.

Der Blick auf die sektorspezifische Klimawirkung der untersuchen Kredite zeigt, dass insbesondere Darlehen im Bereich des Energiesektors (4,8 Grad), des Immobiliensektors (4,1 Grad), des Handels (4,0 Grad) sowie das produzierende Gewerbe und der Informations- und Kommunikationssektor mit jeweils 3,8 Grad die größten Abweichungen von den Pariser Klimazielen aufweisen. Ihr größtes Kreditengagement wiesen die Banken vor allem in diesen Feldern auf, allen voran im produzierenden Gewerbe mit mehr als 500 Milliarden Euro.

„Unsere Analyse zeigt, dass die Klimawirkung des europäischen Kreditportfolios viel zu hoch ist. Das kann zu einem signifikanten Risiko werden“

erklärt Hannah Helmke, CEO von right°. „Die CSRD und Analysen wie unsere können Unternehmen und Kreditinstituten dabei helfen, ihr Geschäftsmodell robust auf 1,5 Grad auszurichten. Diese Transition ist Chance und Risiko für Kreditgeber zugleich. Eine Chance, weil sie jetzt Gelegenheit haben, transparent und wissenschaftlich fundiert an der Einhaltung der Pariser Klimaziele und der EU-Nachhaltigkeitsziele zu arbeiten, und zum anderen ein Risiko, weil ihre derzeitigen Kreditportfolios weit von einer Paris-Kompatibilität entfernt sind. Banken müssen das in ihren Rückstellungen zur Deckung von Kreditausfällen berücksichtigen.“

Während in der Vergangenheit häufig die Resilienz gegenüber klimabedingten Finanzschocks im Zentrum der Risikobetrachtung und der Ermittlung der Eigenkapitalanforderungen seitens der Institute sowie der Stresstests der EBA standen, so regt das EBA Staff Paper an, künftig ergänzend die Klimawirkung von Portfolios in den Blick zu nehmen, um eine eindeutige 1,5 / 2 Grad Kompatibilität oder ihr Verfehlen festzustellen.

 

Zum Staff Paper

 

Über das XDC-Modell

Das XDC Modell ist ein wissenschaftlich fundiertes ökonomisches Klimawirkungsmodell, das den Beitrag eines Unternehmens, Gebäudes oder Finanzportfolios zum Klimawandel berechnet. Es beantwortet die Frage: Wie viel Erderwärmung wäre zu erwarten, wenn die gesamte Welt die gleiche Klima-Performance aufweisen würde, wie die betrachtete wirtschaftliche Einheit? Dafür werden ausgestoßene Emissionen ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung gesetzt und mit sektorspezifischen 1,5°C-Zielwerten verglichen. Die so ermittelte Klimaperformance wird auf die Welt übertragen, um mittels eines Klimamodells die resultierende Ererwärmung in°C zu ermitteln.

Entscheidungsträger aus den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Immobilien nutzen XDC, um die Klimaauswirkungen ihrer Aktivitäten zu messen, zu steuern und zu kommunizieren.

 

Über right°

right. based on science GmbH (right°) ist ein Climate Tech Unternehmen, das die Klimawirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten transparent macht. Schlicht & einfach: in °C. Mit den Software-Tools und Metriken von right. können Entscheider*innen aus der Real-, Finanz- und Immobilienwirtschaft ihren Weg in die 1,5°C-Konformität ebnen und ihre klimabezogenen Entscheidungen auf Basis der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse und Daten treffen.

right° wurde 2016 von Hannah Helmke und Dr. Sebastian Müller gegründet. Gemeinsam mit ihrem interdisziplinären Team aus knapp 40 Spezialist*innen möchten sie eine Zukunft mitgestalten, in der wirtschaftlicher Erfolg nicht mehr von Emissionen abhängt.

2020 wurde das Unternehmen mit dem Next Economy Award des Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.

www.right-basedonscience.de

 

Pressekontakt:
Jasper Radü
PB3C GmbH
Tel.: +49 40 5409084-21
radue@pb3c.com

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